© Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Historie

Zeitreise durch die Schlossgeschichte

Bewegte Geschichte in Mülheim an der Ruhr

Entdecken Sie die faszinierende Historie von Schloß Broich. Tauchen Sie gemeinsam mit uns in die Vergangenheit ein und erleben Sie die Pracht und den Glanz, aber auch die Zerstörungen und mühevollen Rekonstruktionen dieses einzigartigen Bauwerks. 

Burg Broich, einst als Festung zum Schutz vor Wikingern erbaut, ist Zeitzeuge von Jahrhunderten bewegter Geschichte in Mülheim an der Ruhr. Zur Schlossgeschichte gehören neben Wikingern und Spaniern ebenso die Edelherren v. Broich und Königin Luise.

Als Wahrzeichen und Herzstück Mülheims ist es heute nicht nur eine beliebte Touristenattraktion, sondern auch ein Ort kultureller Attraktionen, verschiedenartigster Events und historischer Forschung. Es ist ein lebendiges Symbol für die Kontinuität und den Wandel in der Geschichte unserer Stadt und unserer Region.  

Historische Ansicht der Stadt Mülheim an der Ruhr
© Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Errichtung Burganlage

Die Ursprungsanlage von Schloß Broich – deren Fundamente heute als Ausgrabung innerhalb der Ringmauer zu sehen sind – entstand in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts, vermutlich als Sperrfort gegen die Normannen, die 883 Duisburg erobert hatten. Nachdem der aktuelle Anlass, die Sicherung des Wasser- und des Landweges gegen den eingedrungenen Feind, entfallen war, wurde die Burg aufgelassen.

Historische Postkarte der Südseite von Schloß Broich
© Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Ausbau zum Dynastensitz

Die verlassene Burg wurde wohl von den Edelherren v. Broich, die 1093 zum ersten Mal im Mülheimer Raum nachweisbar sind, zum Dynastensitz ausgebaut. Ein wichtiges Ergebnis dieser Maßnahme – der Ausbau des südlichen Teils des spätkarolingischen Hauptbaus zu einem quadratischen Bergfried – ist ebenfalls ausgegraben und innerhalb der Ringmauer als Fundament sichtbar.

Historische Aufnahme vom Hochschloss von Schloß Broich
© Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Kompletter Um- und Neubau

Zu einem völligen Um- bzw. Neubau kam es seit dem letzten Viertel des 12. Jahrhunderts. Errichtet wurde die heutige Ringmauer, in deren Mitte sich ein riesiger, heute als Turmstumpf ergrabener Bergfried befand. Offenbar gab es neben dem Bergfried keine weitere Bebauung innerhalb der Ringmauer. Die Wirtschaftsgebäude müssen in der Vorburg gelegen haben. Die Befestigung der Kernanlage war so stark, dass sie 1240 dem Angriff des Kölner Erzbischofs trotzte.

Historische Postkarte vom Giebel von Schloß Broich
© Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Markante Treppengiebel

Nach dem Aussterben der Edelherren v. Broich 1372 und dem Übergang der Herrschaft an die Grafen von Limburg-Hohenlimburg (an der Lenne) wurde entlang der südlichen Umwehrung der Vorburg der bis auf den Treppenturm erhaltene zweigeschossige Palas mit dem markanten Treppengiebel errichtet. Die Burg erhielt damit ein sehr qualitätvolles Gebäude, das den Repräsentationsansprüchen eines einflussreichen Dynastengeschlechtes entsprach.

Historische Postkarte von Schloß Broich (Straßenseite)
© Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Belagerungen gescheitert

Als Folge der Errichtung des Palasgebäudes wurde die Umwehrung der Vorburg nun wesentlich verstärkt, sodass in den folgenden Jahrzehnten wiederholt Belagerungen scheiterten.

Historische Aufnahme vom Innenhof von Schloß Broich
© Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Eroberung

Erstmals gelang die Eroberung durch einen gemeinsamen Angriff des Kölner Erzbischofs Dietrich v. Moers und des Herzogs Gerhard von Jülich-Berg.

Historische Postkarte von Schloß Broich (Straßenseite)
© Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Wiederaufbau

Die stark zerstörte Burg wurde in den folgenden Jahren von den Siegern wieder aufgebaut und neu befestigt. Die herausragendste Maßnahme war der Abbruch des völlig zerschossenen Bergfrieds bis auf Hofhöhe und die Verstärkung der nördlichen Ringmauer mit dem angefallenen Steinmaterial. Dem Tor zur Kernanlage wurde der heute noch erhaltene Turm vorgesetzt.

Historische Lithographie von Schloß Broich
© Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Wiederholte Baumaßnahmen

Nach dem Übergang der Herrschaft Broich an die Grafen v. Daun passten die neuen Herren die Burganlage durch wiederholte Baumaßnahmen den vergrößerten Wohn- und Verwaltungsbedürfnissen an. Man öffnete die Kernanlage, indem man eine große Toreinfahrt schuf. Innerhalb der Ringmauer sowie in der Vorburg wurden Gebäude errichtet. Maßnahmen zur Verstärkung der Befestigung unterblieben.

Historische Postkarte von Schloß Broich (Straßenseite)
© Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Eroberung durch Spanier

Die Spanier eroberten das Schloss unter Einsatz starker Truppen und zahlreicher Geschütze. Die Zerstörungen waren so erheblich, dass die entstandenen Schäden erst in den Jahren 1644 bis 1648 behoben werden konnten. Schloß Broich wurde im Zuge dieser Baumaßnahmen zu einer barocken Residenz ausgebaut.

Historische Aufnahme vom Hochschloss von Schloß Broich
© Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Erbauung Hochschloss

Das heutige Hochschloss wurde erbaut und gibt der Kernanlage ihr prägendes Äußeres. Neben dem Wiederaufbau und der Ergänzung der Wohngebäude wurden die Wehranlagen erheblich verstärkt und durch einen weiteren Mauerring nach Süden ausgedehnt. Zusätzlich entstand südwestlich des Schlosses ein Außenwerk mit eigenem Wassergraben.

Historische Postkarte von Schloß Broich (Straßenseite)
© Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Neue Besitzer

Mit dem Tod des letzten Dauner Grafen auf Broich verlor das Schloss seine Funktion als Residenz. Die neuen Besitzer, die Grafen v. Leiningen, ließen das Schloss durch Rentmeister verwalten und zeigten wenig Interesse an ihrer Besitzung an der unteren Ruhr.

Historische Postkarte von Königin Luise und Schloß Broich
© Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Landgräfin Marie Louise Albertine

Es wurden wieder Baumaßnahmen durchgeführt, die auf Veranlassung der hessischen Landgräfin Marie Louise Albertine, einer geborenen Gräfin v. Leiningen, zustande kamen. Errichtet wurde vor allem der heute erhaltene Treppenaufgang am Palas sowie das „Gläserne Kabinett“ als westlicher Abschluss der an den Palas angebauten Gebäude.

Historische Postkarte von Schloß Broich (Straßenseite)
© Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Schäden am Schloss

Nach der Auflösung der Herrschaft Broich traten sehr schnell Schäden am Schloss auf. 1837 ging es in privaten Besitz über. Die folgenden Baumaßnahmen führten zu einer Beeinträchtigung der überkommenen Bausubstanz. Weitere Einbußen, denen die gesamten Erweiterungen des 17. Jahrhunderts zum Opfer fielen, erlitt das Schloss durch Eisenbahn- und Straßenbauten des 19. und 20. Jahrhunderts.

Historische Postkarte vom Giebel von Schloß Broich
© Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Schloss in städtischem Besitz

Das Schloss kam in städtischen Besitz. Erst durch die umfassende Restaurierung aller Gebäudeteile in den Jahren 1967 bis 1974 konnte die Bausubstanz gesichert und die Gebäude einer neuen Nutzung zugeführt werden.

Blühende Osterglocke im Frühling im MüGa-Park am Schloß Broich
© Katharina Dahmann

Landesgartenschau

Im Zuge der Vorbereitungen der Landesgartenschau gelang es, Schloß Broich seine beherrschende Wirkung am Ruhrübergang durch die Beseitigung der Ruhrtalbahntrasse zurückzugeben.

Hauptsitz der MST

Die Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH (MST) bezog Schloß Broich als Hauptsitz. Im gleichen Jahr traten massive Schäden am alten Mauerwerk zutage. Die für Schloß Broich verantwortliche MST startete die umfassende Sanierung.

Kinder im Herbst auf einer Mauer von Schloß Broich
© PR-Fotografie Köhring

Kampagne: Schloss-Retter

Um die Sanierung zu finanzieren, wurde die Kampagne „Schloss-Retter“ ins Leben gerufen. Zahlreiche Schloss-Retter und -Retterinnen unterstützten die Finanzierung, unter anderem mit kreativen Aktionen.

Sanierter Palas-Mansardbau von Schloß Broich (Straßenseite)
© PR-Fotografie Köhring

Abschluss Sanierung

Die zehnjährige Sanierung wurde Ende November erfolgreich abgeschlossen.

Historische Gemälde

Zeitlose Schönheit im Schloss

Jedes unserer Gemälde erzählt eine Geschichte. Es lädt Sie dazu ein, tiefer in die Historie des Schlosses einzutauchen und die versteckten Legenden hinter den majestätischen Gesichtern zu erkunden.

In jedem Pinselstrich verbirgt sich die Magie der Vergangenheit, präsentiert die Kunstgeschichte ihre zeitlose Schönheit. 

Unsere Schlossgemälde zeigen vor allem historische Portraits, berühmte Personen der Geschichte, die eng mit der Geschichte unseres Schlosses verbunden sind. Von der Familie von Daun-Falkenstein über Daniël de Hertaing bis hin zu den Eheleuten Bilger und deren Enkelin Luise, der späteren Königin von Preußen.

Jedes Portrait ist ein Fenster in die Vergangenheit – lassen Sie sie lebendig werden.

Familie von Daun-Falkenstein

Wilhelm Wirich von Daun-Falkenstein (1613 - 1682) war der Sohn des Grafen Johann Adolf von Daun-Falkenstein (1582 - 1623). Mit 21 Jahren, 1634, übernahm Wilhelm Wirich als frischgetrauter Ehemann die Unterherrschaft Broich. Fast 50 Jahre lang hat er diesen Besitz beherrscht und viel zur Ausgestaltung des Schlosses getan. Er beseitigte die Schäden, die durch die langjährigen Kämpfe zwischen Niederländern und Spaniern entstanden waren, legte Gärten an und gestaltete die Schloßräume von innen neu.

Seine Frau Elisabeth von Waldeck (1610 - 1647) gebar sieben Kinder, drei Söhne und vier Töchter. Von den drei Söhnen starben zwei schon, ehe sie das 10. Lebensjahr erreichten.

Aber auch der letzte Sohn, Carl Alexander von Daun-Falkenstein (1643 - 1659), wurde nur 16 Jahre alt. Nach einem längeren Jagdausflug, bei dem auch viel getrunken wurde, geriet er in einen heftigen Streit mit dem Nachbarn, seinem Cousin Moritz von Styrum. Als Carl Alexander mit seinem Degen Moritz von Styrum bedrohte, schoß dieser aus nächster Nähe auf ihn und tötete ihn.

Damit starb der letzte männliche Erbe des Wilhelm Wirich von Daun-Falkenstein und Schloß Broich ging an die älteste Tochter: Christine Luise von Daun-Falkenstein. Sie heiratete am 17. Juli 1664 Emich Christian von Leiningen-Dagsburg. Nach dem Tod seines Schwiegervaters Wilhelm Wirich von Daun-Falkenstein im Jahr 1682 nahm Emich Christian Besitz von dessen Hinterlassenschaft. Am 8. Oktober wurde er von Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz mit der Herrschaft Broich belehnt.

 

Daniël de Hertaing (+ 1625), Herr von Marquette, war ein Offizier unter Moritz von Nassau und Feldherr in den Kriegen zwischen Spanien und den Niederlanden. 1609 schlug er in einem heftigen Gefecht rings um den Kirchenhügel in Mülheim die spanischen Truppen vernichtend. Im selben Jahr wurde ein 12-jähriger Waffenstillstand zwischen Spanien und den Niederlanden geschlossen. Der damalige Herr von Schloß Broich, Johann Adolf, begrüßte diesen Waffenstillstand ganz besonders, da sowohl sein Vater, wie auch sein Bruder durch die Spanier getötet worden waren. Um die Erinnerung an den Herrn von Marquette im Schloss immer lebendig zu erhalten, bat er diesen um ein Porträt. Der Maler Johann Anthonisz van Ravesteyn hatte den Herrn von Marquette schon einmal im Auftrag des Prinzen Moritz von Nassau gemalt. Er fertigte nun eine Kopie des Gemäldes an und dieses Bild befand sich von da an immer auf Schloß Broich.

 

Maria Albertine von Leiningen (1729 - 1818) erbte 1760 das Schloss von ihrem Vater. Sie heiratete später Georg von Hessen Darmstadt und wohnte in Darmstadt. Zur Verwaltung ihres Schlosses bestellte sie ihren Hofsekretär Johann Heinrich Bilger (1729 - 1800), der verheiratet war mit Maria Albertine Goos (1742 - 1827). Das Ehepaar Bilger wohnte seit etwa 1760 auf Schloß Broich. Die Verwaltung des Schlosses wurde später von den Söhnen der Bilgers, Georg und Karl, weitergeführt.

Während der Verwaltungszeit kam die Besitzerin, Albertine von Hessen Darmstadt, zweimal nach Broich und hielt sich einige Wochen hier auf. Sie brachte jeweils ihre Enkelin Luise mit, die später Königin von Preußen wurde.